Sonntag, 14. Oktober 2007

Ironman Switzerland 2007

Zum sechsten Mal hole ich mir das Erlebnis IRONMAN. Wie immer ist es in der Nacht vor dem Start unruhig. Knapp 5 Stunden Schlaf, mehr geht nicht. Um 3:40 Uhr klinget der Wecker und erlöst mich aus der unruhigen Nacht. Endlich geht es los und dazu wird erst einmal Wasser getrunken und die restlichen Vorbereitungen getroffen.


Um 4:30 Uhr etwas Frühstück. Viel geht nicht rein, muss aber auch nicht. Und dann geht es ab zum Zürichsee. Keine Wolke am Himmel, dabei war es an den Vortagen doch immer bewölkt und fast schon kalt. Es wird ein heißer Tag werden, für mich kein gutes Zeichen. Dazu kommt noch, dass der Schwimmstart genau in Richtung aufgehende Sonne geht. Im Klartext: Keine Chance auch nur eine Boje zu erkennen. Gut das waren erste Aussichten auf das Schwimmen. Am Zürichsee angekommen wird erst einmal das Rad gecheckt. Alles bestens. Dann Sonnencreme auftragen und die potenziellen Scheuerstellen gut mit Vaseline einschmieren. Die Radflaschen auffüllen und danach ab zum Schwimmstart. Beim Schwimmstart wird es langsam voll. 2000 Triathleten sind doch eine ganze Menge.


Ich sehe, dass im direkten Startbereich ein Sprungturm und zwei Schwimmflöße liegen und frage mich, wie durch den verbleibenden Platz 4000 Arme durchpassen solle? Wie sie durchgepasst haben, kann ich nicht sagen. An meiner Position war es einfach nur unglaublich eng...Kurz nach Sieben ballert plötzlich die Startkanone. Irgendwie hat gar keiner den Countdown mitbekommen oder es gab einfach keinen. Ist auch egal. Die Meute stürmt ins warme Wasser des Zürichsees. Endlich ist das Warten zu Ende. Die ersten Meter werden zu einem Kampf mit Wassereinbruch und den freundlichen Triathleten links und rechts von mir. Manchmal auch noch dem hinter mir. Gehört halt dazu - doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass die rücksichtsvolle und coole Ironmanfamilie gar nicht mehr so rücksichtsvoll ist.
Gehabe wie auf der Sprintdistanz.... Schlimmer ist aber, dass ich den Weg gar nicht sehe. Es ist einfach definitiv nicht zu erkennen wo es hingehen soll! Klar das die Züricher Organisatoren einen ausgeprägten Sparsinn haben. Das fiel schon bei der Zusammenstellung des Athletenbags auf. Beigaben, wie Cap und T-Shirt mit allen Starternamen, durften für teuere Franken gekauft werden. Aber wenigstens gut sichtbare Bojen könnte man ja aufstellen. Es soll Ironman Events geben, da haben die Bojen das Gardemaß von drei Metern und komischerweise kann man die auch erkennen. Ein besonderer Joke der Organisatoren waren die gelben Badekappen.


Bei lauter gelben Badekappen konnte man die kleinen gelben Wegebojen erst recht nicht mehr erkennen. Prima, da hat jemand mitgedacht... Trotz dieser Widrigkeiten klappt das Schwimmen recht gut, bis ich endlich die erste Boje sehe und meinen Kurs mächtig korrigieren muss!!!! An der Boje angekommen überkommt mich ein Brechreiz. Unfaire Triathleten habe ich auf der Radstrecke ja schon viele gesehen, aber in Zürich haben diese Betrüger an den Bojen wie Fischschwärme abgekürzt. Pfui ihr Bratsen. Ihr könnt euch mal die Frage stellen wo eigentlich der Unterschied zwischen leistungsförderndem Doping und streckensparendem Abkürzen liegt? Ich helfe Euch: Es gibt keinen. Mehr ist dazu nicht zu sagen.


Komisch aber, dass der Veranstalter auch mit Schiedsrichtern an den Bojen spart. Bei anderen IRONMAN werden da auch schon mal Schwimmleinen gespannt, dass macht das Abkürzen nicht so einfach!!!Nach 24 Minuten bin ich das erste Mal am Schwimmausstieg. Das deutete auf eine gute Zeit hin. Letztlich sind es doch nur 1:08 h geworden. Ich würde gerne wissen, wie viel Meter ich nun tatsächlich geschwommen bin.


Der Wechsel war klasse. Schnell und ich konnte super Laufen. Auf meinem Rad habe ich mich sofort wohl gefühlt und auf dem ersten Streckenabschnitt ging es mit über 40 km/h los. Angesichts des Tempos fragte ich mich, ob dass die richtige Ironman Pace ist. Aber es geht leicht bergab und der Puls ist gut. Also weiterdrücken, bis zum ersten Anstieg.
The Beauty mag ich wirklich. Das Ding ist mir eigentlich zu steil. Aber die Aussicht war wunderbar. Leider habe ich im Anstieg wieder einige Plätze verloren. Nach der kurzen Abfahrt geht es die lange flache Steigung The Biest hoch. 25 km/h kann man hier gut drücken, also machbar. Danach kommt mein Lieblingsabschnitt. Eine geile Abfahrt, die ich im Gegensatz zu anderen gar nicht gefährlich finde. 89 km/h Topspeed haben Freude gemacht. Nichts für Daniel:-) Der Abschnitt bis zum Ziel war wieder ziemlich easy und schnell. Dann kam der Heartbreak Hill und ich hatte mein Feindbild gefunden. Dieser Misthügel würde mein Herz nicht brechen. Ich will ja nicht jammern, aber der ist schon ziemlich steil und soooo kurz ist er auch wieder nicht…Beim Rückweg vom Heartbreck Hill sehe ich meine Supportcrew. Motivation pur. Ich beschließe weiter Gas zu geben. Die Runde habe ich dann noch zwei Mal gefahren. Trotz aller Mühen konnte ich die Topspeed auf der Abfahrt nicht mehr steigern.... Mittlerweile ist es schon ziemlich warm geworden und ich schmeiße die ersten Salztabletten ein. Nach 5:17 darf ich mein Rad wieder in der Wechselzone abstellen. Radzeit ist okay, meine ich.

Beim zweiten Mal in der Wechselzone brauche ich etwas länger. Bei über drei Minuten Wechselzeit fragt man sich, was der Mann dort gemacht hat. Ich musste einfach mal....Wird es nun noch mit dem Laufen gehen? Es ging, bis km 14 im 5 Min./km Tempo. Alles gut – allerdings merke ich leichte Krampfansätze und das linke Knie zwickt außen. Merkwürdiger Weise an einer Stelle, die bisher im Training keine Probleme gemacht hat.... An der Verpflegungsstelle auf der Brücke rennt mich eine unaufmerksame Helferin um und zack habe ich einen Krampf im linken hinteren Oberschenkel. Also Dehnen und Gehen und die Stelle mit Wasser kühlen. Jetzt komme ich nicht mehr richtig in Tritt und merke, dass es wieder mal ziemlich anstrengend wird. Ich versuche es mit Spazieren gehen, aber irgendwie ist dann auch nicht cool. Also wieder weiterlaufen. “Come on Pirate” die britischen und amerikanischen Zuschauer gaben wirklich alles! Langsam fängt der Magen auch an zu Mucken und ich beschließe jetzt erst mal nichts mehr zu trinken. In der Folge gab es immer relativ lange Laufpassagen, die dann durch die Walkingeinheiten unterbrochen wurden. 12 km vor dem Ziel merke ich, dass es mit Sub 11h knapp werden könnte, also gebe ich noch mal Gas und laufe wieder ziemlich flott. Das Knie schmerzt aber so stark, dass ich noch zwei Laufpausen hatte. Auf den letzten beiden Kilometern konnte ich das Knie gar nicht mehr beugen, aber Zielerfüllung geht vor Schmerz. Ab ins Ziel, dort wartet meine Familie auf mich: 10:52:51h neue Bestzeit. Alles ist gut so.