Samstag, 20. Oktober 2007

Von Piraten, Untoten und Freeridern

Ich habe lange überlegt, ob ich noch einmal über Kalmar schreiben soll. Nun, Kalmar ist letztlich schon Geschichte. Kalmar, das war Schwimmen knapp am Rande der Verzweiflung. Das waren zumindest 2 für meine Verhältnisse leichtfüßig und beschwingt dahergefahrene Radrunden in, ebenfalls für meine Verhältnisse, gar nicht übler Zeit. Über die dritte Runde möchte ich nicht mehr sprechen.

Das war eine Laufrunde im exakten Plantempo.Das waren dann 2 weitere Laufrunden jenseits des Randes der Verzweiflung. Das waren Schmerzen, die mir noch lange als Andenken erhalten blieben, selbst eine Woche später, beim Marathon der Ostseeman-Staffel, waren es zuerst diese Kalmarschmerzen, die mich zu jeder Zeit an die Unvernunft dieses Vorhabens erinnerten, nicht etwa die Ostseemanschmerzen.

Kalmar, das war und ist noch Ratlosigkeit über die eigene und gesamte triathletische Zukunft. Kalmar ist aber auch die Gewissheit, dass eben solche kleinen und familiären Rennen diese Zukunft darstellen sollen, zumindest die eigene. Es ist auch die Feststellung, dass es nun an der Zeit ist, zunächst nur noch das zu tun, was mir Spaß macht. In sportlicher Hinsicht, versteht sich.

Damit habe ich nun mal begonnen:Eine Rückkehr in meine Mountainbike-Geschichte.Eine lange, sehr lange Geschichte, deren Dauer allerdings von der Länge der Pausen bestimmt wurde...Es ist eine historisch verbürgte Tatsache, dass ich irgendwann, ca. 1987, die Erstausgabe der Zeitschrift „Bike“ in die Hand bekam und umgehend kaufte, statt sie im Supermarkt zu lesen und in zurückzulegen. 1989, das ist ebenfalls verbürgt, trennte ich mich von meine E-Gitarre samt Verstärker, um mir vom Verkaufserlös mein erstes MTB, ein Scott Boulder für fast 1400 DM zu kaufen. Bis dahin hatte ich für Fahrräder nie mehr als 120 DM ausgegeben. Wiederum 2 Jahre später infizierte ich mich am Triathlonvirus und meine MTB-Karriere, die immerhin die Teilnahme am ersten Bielefelder Mountainbike-Rennen beinhaltete, war zunächst beendet. Bis zur letzten Woche.

Szenenwechsel. Hahnenklee im Harz. Hierhin kommen wir immer wieder mal gerne für einen Kurzurlaub. Mittlerweile scheint Hahnenklee leider so etwas wie eine Geisterstadt geworden zu sein. Zahllos sind die Häuser, in deren Fenster man sich nicht zu sehen traut, aus Angst vor dem, was man da entdecken könnte. Oder wovon man da vielleicht selber entdeckt würde... Seit Jahren steht das prächtige Haus „Prinzess Ilse“ zum Verkauf. Wir überlegen kurz, ob wir hier investieren sollten. Man könnte das Haus dann sicher ohne weitere Umbauten zum Beispiel an Untote vermieten. Oh Mist, gegenüber, in der „Pension Evergreen“, scheint schon jemand vor uns auf die Idee gekommen zu sein... Zu meine großen Überraschung stelle ich kurz darauf fest, dass es neuerdings auf dem Bocksberg, dem Hahnenkleer Hausberg gewissermaßen, einen ausgewiesenen Bikepark gibt und einen Radverleih im Ort.

Nach kurzem 4tägigen Zögern entschließen Lukas und ich uns, hier einmal vorstellig zu werden und zu testen, was wir so können.Im Laden werde ich erstmal über die wichtigste Fachterminologie aufgeklärt. Ich wusste wohl, dass es mittlerweile Federungen für Fahrräder gibt, aber z.B. „Dirtbikes“ von „Freeridern“ oder „Weiß-der-Kuckuck-Bikes“ abzugrenzen, fällt mir doch irgendwie schwer.

Ich lasse mir also fachkundig ein meinem Alter und unserem Anspruch angemessenes Rad verpassen, Luki bekommt das gleiche. Immerhin scheinen wir die einzigen zu sein, die vorhaben, den Berg hoch zu fahren und nicht die Seilbahn zu nehmen...Staunend nehme ich dann zur Kenntnis, dass der „Freeride“ nicht etwa die halsbrecherisch-gefährlichste Route oben im Bikepark ist, sondern die für Anfänger, also ganz klar unsere.Komisches Gefühl: Wenig optimiertes Gewicht und aerodynamisch irgendwie ungünstig. Naja, um es dann kurz zu machen:Bergauf war ich erwartungsgemäß stärker, bergab habe ich Luki nach der ersten Kurve aus den Augen verloren... Nach 2mal Bocksberg und wieder runter reicht es ihm dann aber auch.

Die ganze Sache hat einen Mordsspaß gemacht und könnte der Beginn einer wunderbaren neuen Geldverschwendung gewesen sein.

Hat übrigens jemand ein gebrauchtes Mountainbike für uns?

Daniel